Mannheim / Niederlangen, 29.09.2025 (PresseBox) – Eine stabile, langlebige und nachhaltige Bindung gehen Holz und Carbonbeton beim sogenannten Franklin-Steg in Mannheim ein. Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke wurde Ende August eingehoben, und voraussichtlich im November 2025 wird die neue Verkehrsverbindung zwischen dem Stadtteil Vogelstang und dem neuen Franklin-Quartier freigegeben.

„Das Einheben des sogenannten Franklin-Stegs in einem Stück bildete Ende August einen spektakulären Meilenstein. Der Holzüberbau misst insgesamt 44,70 Meter, und damit ist dies die längste integrale Holzbrücke ihrer Art auf der Welt“, betont Josef Schmees, Geschäftsführer und Gesellschafter des Brückenbauspezialisten Schmees & Lühn.

Die Bezeichnung „integrale Brücke“ bezieht sich auf die Ausführung ohne Lager und Dehnfugen. Vorgefertigt wurden alle Komponenten über einen Zeitraum von rund sieben Monaten in den Hallen von Schmees & Lühn im emsländischen Niederlangen. Im August 2025 wurden sie mit insgesamt zehn Teillieferungen zur Baustelle nach Mannheim transportiert und innerhalb von drei Wochen montiert.

Die zurzeit in der Fertigstellung befindliche Fußgänger- und Radfahrerbrücke überspannt die Bundesstraße 38, um die Verkehrsverbindung zwischen dem Stadtteil Vogelstang und dem Franklin-Quartier erheblich zu verkürzen. Auftraggeber ist die Mannheimer Wohn- und Stadtentwicklung Projektentwicklungsgesellschaft (MWSP), die in der Universitätsstadt insbesondere für die Entwicklung von Konversionsflächen zuständig ist.

Farsad Tawakol, zuständiger Projektleiter bei der MWSP und Vertreter des Bauherren, betrachtet diesen Brückenschlag als eine wichtige Weichenstellung für die Stadtentwicklung: „Der Radweg verkürzt sich von 3,5 auf dann 1,7 km. Beide Stadtteile, Vogelstang und das Franklin-Quartier, werden erheblich profitieren, beispielsweise aufgrund der wechselseitigen Nutzung der Infrastruktur wie Schulen und Einkaufsmöglichkeiten etc.“

Das Franklin-Quartier, ehemals von der US Army genutzt, wird derzeit revitalisiert. Auf diesem Areal siedeln die Stadtentwickler Gewerbeflächen mit 2.000 Arbeitsplätzen und Wohnungen für rund 10.500 Menschen an – in direkter Nachbarschaft zu Wald- und anderen Grünflächen sowie dem Columbus-Park.

Kombination aus nachwachsenden Rohstoffen und Hightech-Beton

Die Kosten von rund neun Millionen Euro für das imposante Bauwerk hat der Bund komplett übernommen. Eine wesentliche Bedingung hierfür bestand in der Nachhaltigkeit. Zum einen soll umweltfreundliche Mobilität gefördert werden. Zum anderen manifestiert sich die Nachhaltigkeit insbesondere in einem geringeren CO₂-Fußabdruck in Relation zum Bau einer vergleichbaren, konventionellen Brücke.

Die blockverleimten Träger der insgesamt rund 150 Tonnen schweren, fugenlosen Brücke wurden hauptsächlich aus Holz gefertigt: Allein 140 m³ Fichten-Brettschichtholz hat Schmees & Lühn in den eigenen emsländischen Werkhallen für einen Großteil der Brücke – den sogenannten Hauptspann – verarbeitet. Weitere rund 60 m³ Brettschichtholz bilden die Basis der Rampe, die auf der Vogelstang-Seite einen spiralförmigen Verlauf nimmt. Rippenplatten aus Stahl mit einem Belag aus Gussasphalt gewährleisten auf dieser Helix die sichere Begeh- und Befahrbarkeit.

Die zweite Bedingung für die staatliche Förderung betraf den innovativen Charakter, der mit der außergewöhnlichen Konstruktion für die längste integrale Holzbrücke durch den Einsatz von Carbonbeton gegeben ist. „Das hier entstandene Bauwerk ist zurzeit ein absolutes Unikat“, so Farsad Tawakol weiter.

Filigrane Carbonbetonplatten als Gehbelag ergänzen die Holzkonstruktion laut Schmees & Lühn ideal. Überdies wurde eine Bewehrung aus Kohlenstofffasern verwendet. Dieses neuartige Baumaterial ersetzt die sonst üblichen Stahlmatten. Dabei minimiert es den Einsatz von Zement, Wasser und Sand für den Beton. Dies wirkt sich positiv auf den Klimaschutz aus, insbesondere weil weniger CO2 als Nebenprodukt der energieintensiven Zementherstellung entsteht.

„Nachhaltig“ bedeutet in diesem Fall auch: langlebig. Josef Schmees sagt; „Unter Beachtung aller üblichen Regeln des Holzschutzes können wir ohne Weiteres von einer Lebensdauer von 100 und mehr Jahren ausgehen. Damit steht diese Variante den herkömmlichen Brücken aus Stahl und Beton in nichts nach.“

„Die andere Seite der Medaille beim Einsatz innovativer Baustoffe besteht häufig in der noch fehlenden baufachlichen Zulassung. Dies dauert oftmals Monate, wenn nicht sogar Jahre“, weiß Farsad Tawakol. „Aber innerhalb kürzester Zeit hat die Stadt Mannheim die ‚baufachliche Zustimmung im Einzelfall‘ erteilt. Somit war die Einhaltung des ohnehin ambitionierten Zeitplans gesichert.“ Innerhalb von nur 3,5 Jahren wurde das gesamte Bauvorhaben ab der Leistungsphase II inklusive Planung und Fertigstellung abgeschlossen.

Wichtiger Zwischenschritt vor dem Zeitplan erreicht

Hierzu gehörte auch der wesentliche Meilenstein des Projekts, das Einheben der Brücke. Zwei Krane hoben die Fußgänger- und Radfahrerbrücke als Ganzes am letzten Augustwochenende 2025 ein. Das reine Einhubgewicht – ohne Carbonbetonplatten – betrug 104 Tonnen. Die Sperrung der Bundesstraße begann am Samstagabend um 22 Uhr und sollte ursprünglich bis Montagmorgen um 4 Uhr dauern. Weil die Arbeiten jedoch schneller als geplant verliefen, konnte die Bundesstraße rund acht Stunden früher wieder freigegeben werden.

„In diesem gesamten Prozess hat sich die detaillierte und vorausschauende Planung bezahlt gemacht, die wir mit unserem Auftraggeber, der MWSP, minutiös abgestimmt haben“, sagt Josef Schmees.

Dies bestätigt auch MWSP-Projektleiter Tawakol: „Wir sind der Firma Schmees & Lühn sehr dankbar, dass sie uns bei diesem Projekt mehr als nur begleitet hat. Wir kennen kein anderes Unternehmen, das die Gewerke Holz-, Stahl- und Massivbau so aus einer Hand hätte erbringen können. Und das Einheben der Brücke innerhalb kürzester Zeit hat nochmals bestätigt, dass wir mit Schmees & Lühn einen äußerst kompetenten Partner an unserer Seite haben.“

Bis November 2025 soll die Fertigstellung dieser außergewöhnlichen Brücke abgeschlossen sein. Der Verkehr auf der Bundesstraße 38 unterhalb des Franklin-Stegs kann in dieser Zeit weiter ungehindert fließen.

Weitere Infos:
www.schmees-luehn.de
www.mwsp-mannheim.de