Starnberg, 22.04.2025 (lifePR) – Auf dem Institutional Money Kongress 2025 zeichnete der renommierte Finanzhistoriker Russell Napier ein eindringliches Bild des globalen Umbruchs in der Finanzordnung. Seiner Einschätzung nach steht die Welt am Ende einer geldpolitischen Ära – und an der Schwelle zu einer Phase, die von fiskalischen Maßnahmen, Kapitalbindung und letztlich Kapital- repression geprägt sein wird. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars mehr über die brisanten Thesen des bekannten Ökonomen.

Russell Napier: Das Ende als Anfang – Repatriierung von Kapital

Zentral ist laut Napier der Wandel vom globalen Kapitalexport hin zur Repatriierung von Kapital. Jahrzehntelang floss Kapital – insbesondere aus Europa – in andere Teile der Welt. Doch dieser Trend kehrt sich derzeit um. Die Gründe sind vielfältig: geopolitische Unsicherheiten, wachsende Schuldenberge, steigende Zinsen sowie neue regulatorische Eingriffe. Das Resultat sei eine leise beginnende, aber strukturell tiefgreifende Kapitalkrise.

Ein besonderer Fokus lag auf China. Napier widerspricht der gängigen Erwartung einer reflationären Wachstumsstrategie. Die Wachstumsraten der Geldmenge (M2) seien auf einem Tiefstand, die Kreditvergabe stagniere, und die Schuldendienstquote der privaten Haushalte befinde sich auf Rekordniveau. Zudem sei die Zinsstrukturkurve seit August 2024 invers – ein klares Signal für Deflation. Eine Lockerung der Geldpolitik mit einem schwächeren Renminbi würde laut Napier nicht zu einem Exportboom, sondern zu neuen Handelskonflikten und protektionistischen Gegenreaktionen führen.

In der Eurozone sieht Napier vor allem Frankreich als Risikofaktor. Die Gesamtverschuldung (privat und öffentlich) liegt dort bei 333 % des BIP, deutlich über den 202 % Deutschlands. Frankreich ist zudem stark auf ausländische Kapitalgeber angewiesen – mehr als die Hälfte der Staatsanleihen werden von Investoren außerhalb des Landes gehalten. Der Rückzug dieser Investoren, kombiniert mit steigenden Zinsen und dem Auslaufen der EZB-Programme, könnte Frankreichs Refinanzierung erheblich erschweren.

Napier prognostiziert, dass Kapital künftig nicht mehr primär über Zinsen gesteuert wird, sondern über Regulierung. Denkbar sei, dass Pensionskassen und Versicherungen gesetzlich oder steuerlich dazu verpflichtet werden, verstärkt in inländische Vermögenswerte zu investieren – eine moderne Form der Kapitalkontrolle, wie sie bereits zwischen 1945 und 1979 in vielen westlichen Ländern bestand.

Seine abschließende Warnung: Wenn Deutschland beginnt, seine Ersparnisse gezielt im Inland einzusetzen, sei dies das Ende der fiskalischen Integration – und womöglich der Anfang der Fragmentierung der Eurozone.